Im letzten Jahr hatte Carsten bereits angefragt, ob wir im Januar nicht nach Brüssel fahren wollen. Zum Atomium.... nee, eigentlich nicht, zum Autosalon. Da soll auch der neue Renault Kangoo vorgestellt werden.
So richtig Lust dazu hatte ich nicht. Denn meine letzten Erfahrungen zum Thema E-Mobilität und Renault gingen eher in die entgegengesetzte Richtung. Also in Richtung "wir wollen das eigentlich gar nicht". Also die Fahrzeug-Hersteller. Und wenn die nicht wollen, dann will ich auch nicht.
Ursprünglich war ein Besuch für den 13.01. (ein Freitag) geplant. Aber an einem Freitag, den 13. so eine Fahrt machen?
Carsten hätte, wenn alles so gelaufen wäre, wie er sich das vorgestellt hat, wohl alles dran gesetzt, sich einen neuen Kangoo zu ordern.
Aber denkste.... Wieso muß ich eigentlich immer Recht behalten? Saftladen, französischer!
Aber erst mal muß man ja nach Brüssel kommen. Da der Autosalon recht lange geöffnet hat, konnten wir also locker 'ne Woche später da hin fahren.
Und so war es dann am 20.01. gegen 04:00 Uhr so weit, das wir die knapp 500 km nach Brüssel gefahren sind. Zwischendurch wurde in Moers und in Brüssel am Supercharger zwischengeladen.
Ich sollte es nebenan probieren, vielleicht bekommt man da ja Strom. Eigentlich fehlte da nur noch so ein häßliches lachen.... "Hähähä, da war schon wieder einer, der mit dem E-Auto-Trick versuchte einen Parkplatz zu bekommen.... E-Autos... was soll das denn sein..... Hähähä..."
Also 180° Wende und die nächste Strasse wieder rein. Zum Glück sind wir rechtzeitig da. Denn auch hier waren viele Plätze schon belegt. Also finde wir relativ nah am zentralen Eingang gegen viertel vor elf einen freien Platz. Vor uns das Ausstellungsgelände und hinter uns hinter den Bäumen das Atomium.
Verglichen mit deutschen Parkplätzen war der Preis mit 6,- Euro gerade zu günstig.
Wenn wir aus dem Fahrzeug schauen, sieht man anscheinend die Haupthalle. Problem: diese Halle war nicht zu erreichen. Man mußte sich rechts halten, um dann einen über einen langweiligen Nebeneingang aufs Gelände zu kommen.
Vor der Kasse wollte uns jemand Tickets anbieten, was wir dann aber freundlich abgelehnt haben. An der Kasse selbst war es dann etwas kompliziert, das richtige Ticket zu bekommen. Denn englisch scheint hier wirklich nicht verbreitet zu sein, und die Verkäuferin konnte uns nicht so recht klar machen was sie alles anzubieten hat. Einen Aushang gab es auch nicht. Zwei Tickets Autosalon. Nein, Dreamcars wollten wir nicht sehen. Wahrscheinlich war das jetzt eine großer Fehler..... Aber egal, wir haben uns jetzt entschieden. Ich hätte nicht gedacht, das in einer Stadt wie Brüssel auf einem Messegelände so unprofessionell gearbeitet wird. Die Verkaufsbuden für die Eintrittskarten stehen vor dem Gelände und sind nicht etwa im Eingangsbereich. Sehen aus wie Losbuden. Und dann gibt es da zwei Personen, die mit Scannern die Eintrittskarten prüfen.
Zum Glück scheint die Sonne, wir müssen also nicht bei Kälte und Regen all zu lange warten. Dann sind wir in der ersten Halle und werden vom Volkswagenkonzern begrüßt.
VOLKSWAGEN/AUDI
Besonders großer Andrang scheint momentan nicht zu sein. Auf mich macht es auch mehr den Eindruck wie eine Verkaufsmesse, nicht so sehr wie eine Messe, die etwas neues vorstellen möchte. Natürlich liegt der Schwerpunkt bei Verbrennern. VW zeigt seinen e-Golf.... nicht zugänglich, aber mit einem dicken Aufkleber "300km". Das ist wahrscheinlich genauso gelogen, was das ausgestellte Fahrzeug betrifft, wie bei anderen Herstellern... mehr dazu später.
Hat VW denn irgendetwas anderes elektrisches im Angebot? Nein, anscheinend nicht.... Moment, bei den Transportern gibt's was:
Das betrifft allerdings nur das Kühlaggregat. Es scheint auch schon etwas sehr viel länger auf dem Markt zu sein. Vielleicht sollte man dort mal Bescheid geben, das es die 220V-Stromversorgung schon seit 30 Jahren nicht mehr gibt.
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BMW
Die Bayern haben auch ganz schön aufgefahren. Aber nur ein i3 war dort vor Ort. Und jede Menge Hybridfahrzeuge. Wobei ich mich bei den Hybridfahrzeugen von BMW wirklich frage, wozu die einen elektrischen Antrieb da drin haben. Der reicht wirklich nur, um an der Ampel nicht vom Twizy versägt zu werden. Ein i8 war unzugänglich aufgestellt. Aber der ist eben genauso eigentlich kein(!) E-Fahrzeug. Im BMW ist der elektrsiche Antrieb eine Erweiterung des Anlassers, mehr nicht.
Und so war der ausgestellte Mini natürlich auch ein Hybrid. Wer also unbedingt zwei Motoren warten will.... oder ständig mehr Last mitführen will. Hybrid kann keine Lösung sein. Die Lösung fährt vollelektrisch.
OPEL
Nun wird seit einiger Zeit in den Foren vom Ampera-E geschwärmt. Prima, hier kann man ihn also Live und in Farbe sehen. Die Farbe selber gefällt mir persönlich. Aber Live?
Wenn man den "alten" Ampera kennt wird man wahrscheinlich erst einmal enttäuscht. Und das, obwohl die Ladewerte ähnlich sein werden. Auch hier ist Wechselstrommäßig nur eine Phase vorhanden. Man erkennt es an der Ladebuchse. Beim oberen Teil der CCS-Buchse (also der Teil2 Part), fehlen die Kontakte in den unteren beiden Buchsen für L2 und L3.
Wir hätten auch gerne mal unter die Haube geschaut. Macht man ja so bei Autoschauen. Früher auf dem Viehmarkt waren es die Pferde, denen man ins Maul geschaut hat, hier ist es das, was sich unter der Motorhaube befindet. Aber denkste. Alles verriegelt und verammelt. Eine freundliche Nachfrage beim Standpersonal konnte da leider auch nicht weiter helfen:
Sorry, not available.....
Ok, wenn der Motorbereich genauso ausgesehen hätte, wie das Armaturenbrett auf der Beifahrerseite. Wehe, irgendjemand motzt noch mal über Spaltmasse bei Tesla oder Zoe. Zwischen dem Armaturenbrett und der rechten A-Säule war locker Platz, um ein Smartphone verschwinden zu lassen. Mmmh, jetzt wo ich gerade den Text schreibe, fällt mir ein, das das ein Weg gewesen wäre, um einen Blick unter die Motorhaube zu werfen. Na, wahrscheinlich wäre das Smartphone einfach nur bis in den Fußraum des Beifahrers durchgerutscht. Hätte also nicht wirklich etwas gebracht.
Dann komme ich jetzt zu der puren Ernüchterung. Wer unbedingt einen Ampera-E haben will, der übrigens nicht vor 2018 auf den deutschen Markt kommen wird (Aussage Standpersonal: erst Norwegen, dann Niederlande und dann irgendwann mal Deutschland), sollte sich vielleicht doch eher eine Zoe zulegen. Das Platzangebot ist absolut identisch. DAB-Radio hat das Fahrzeug nicht. Ob die zu erwartende Reichweite wirklich 500km sein wird, muß sich erst einmal erweisen und die Werte der Ladetechnik sind eher abschreckend. AC-Ladung kann man im Display von 10A auf 6A reduzieren. Wenn der Wagen 500km Reichweite hat... wie lange soll der Wagen denn da an der Steckdose bleiben? Gut, alternativ kann man mit DC (CCS) laden. Mit den gerade im Moment groß diskutierten Preisen für DC-Ladungen (die man leider (noch) nicht zu Hause machen kann) lockt man nur keinen Verbrennerfahrer zum E-Auto. Von Vorteil ist da schon eher die Eigentumsbatterie und die auch hinten vorhandene Sitzheizung.
HYUNDAI
Allerdings, wenn einem so etwas wichtig ist, würde ich eher den Hyundai Ioniq empfehlen. Dem seine Batterie ist kleiner, das Fahrzeug aber um einiges größer und insgesamt wertiger. Und DAB hat der Hyundai auch, und Fahrspurassistenz... nicht so nobel wie der Tesla, aber immerhin so ähnlich. Außerdem ist der Hyundai jetzt schon erhältlich. Und auch auf der Messe zu sehen. Auch als, igitt, Hybrid.
FORD
Hier kommt zusammen, was zusammengehört:
Den berüchtigten Microsoft Blue Screen gibt es jetzt auch in ECO.
Und irgendwas elektrisches von Ford? Fehlanzeige. Nichts.
TESLA
Tesla war der einzige Hersteller, bei dem sich die Zuschauer wirklich um die E-Fahrzeuge gedrängelt haben. Naja, kein Wunder, Verbrenner verkaufen die nicht. Selbst die Zigarettenanzünder laufen da elektrisch. Ich hatte mich dann noch mal kurz ins Model-X gesetzt. Tür geht durch drücken der Bremse automatisch zu und durch leichtes anziehen des inneren Türgriffs automatisch auf. Das gefällt mir. Auch das man die zweite Reihe der Sitze per Touchscreen vor- und zurückschieben kann, nett. Die Hochglanz-Rückseiten der Sitze sind allerdings ein absolutes No-Go. Und platzmäßig habe ich das Gefühl, das ich in meinem Model S mehr unterbringen kann. Ein Verkäufer wollte mich dann zum Kauf animieren. Ich konnte ihm durch zeigen meines Fahrzeugschlüssels davon abbringen und ließ ihn damit mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht zurück.
Das Model-X hat auch an den Seiten Kameras. Damit kann der Wagen jetzt auch nach hinten schauen.
SMART
Sürpreis, Sürpreis.... nee, eher Surprise, Surprise
Überrascht war ich dann auf dem Stand von Smart. Einen Smart for Two und for Four.
Beim Smart for Four ED war ich dann doch etwas verblüfft, wie klein die Wagen wirklich sind. Vorne war nicht wirklich Platz, wenn hinten jemand sitzen will. Ok, es gibt auch kleinere Personen als ich es bin, und für die dürfte es wirklich nicht schlecht sein, aber will man einem 16-jährigen Fahranfänger gleich so ein teures Auto geben?
Also in das Modell für zwei Personen gesetzt. Und siehe da, das gefällt mir und ich fühle mich sofort heimisch. Besonders das Mitteldisplay kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Hatte ich doch gerade vor gar nicht so langer Zeit gesehen. War das bei VW, nee, das Fahrzeug war nicht zugänglich.... beim Ampera-E? Oder doch beim Ioniq von Hyundai. Und das Display ist auch wesentlich kleiner als im Tesla. So viel Platz wäre gar nicht vorhanden. Nein, es war nicht auf der Messe. Es war zu Hause im Zoe.
Da steckt doch tatsächlich im Smart ein Display wie beim Zoe. Schon der erste Blick mit der identischen Anordnung von Uhr und Temperatur ist völlig gleich. Da will ich natürlich mehr sehen. Geht das auf anderer Ebene wohlmöglich genauso weiter? Und tatsächlich. Navigation, Sound, Einstellungen... Alles wie im Zoe. Gut, das Design ist etwas aufgehübscht. Aber wer sich im Zoe auf dem Display auskennt, kommt mit dem Smart sofort klar. Übrigens, das Teil unter dem Display, das aussieht wie ein Radio mit Mittelwellenskala ist die Temperaturregelung.
Auf dem Stand waren dann auch verschiedene (!) Verbrenner-Cabrio Ausführungen. Eine von Brabus. Jetzt erwarte ich eine Brabus-Version vom Zoe. Das wäre doch mal was. Obwohl die echt gut getunten Zoe von den Fahrern selbst kommen, die die Dämmung nachträglich verbessert, oder auch an der Beleuchtung etwas erweitert haben.
Naja, vielleicht gibt's demnächst ein Zoe Cabrio von Brabus. ich lasse mich überraschen. Wo ich jetzt soviel vom Zoe geschrieben habe, komme ich abschließend zu Renault, die auch ziemlich am Ende der Hallen waren. Denn deswegen waren wir in erster Linie gekommen.
RENAULT
Zuerst einmal gab es eine Riesenwerbung für den Zoe. Das fand ich gut. Renault setzt also immer noch auf elektrisch, und stellt seine E-Fahrzeuge nicht irgendwie Alibi-mäßig an den Rand oder läßt keinen Zugang zu den Fahrzeugen zu wie bei vielen anderen Herstellern. Und trotzdem macht sich Renault momentan nicht viele Freunde. Schön ist, das der Zoe jetzt eine Batterie mit 400km Reichweite bekommen hat, und das Bestandskunden das auch nachrüsten können. Nicht schön (zumindest für deutsche Kunden) ist die Tatsache, das es den Zoe hier nicht mit 43kW Ladeleistung gibt. Hier muß man sich mit der abgespeckten Version mit 22kW begnügen.
Und selbst davon dürfen zukünftige Kangoo Kunden nur träumen. Obwohl dort der Motor vom Zoe verbaut wurde, ist schnellladen für den Kangoo ein Traum.
Auch hier hätten wir gerne in den Motorraum geschaut. Der Bowdenzug zur Motorklappe war aber ausgehängt. Und so war es nicht möglich in das angebliche neue Modell zu schauen.
Auf die Typ2-Ladebuchse konnte man schauen. Nur eine Phase ist dort belegt.
An der Infotheke hatte ich nach einem technischen Datenblatt oder Prospekt nachgefragt. Den könne man mir nur geben, wenn der ZE-Standbetreuer das frei gibt wurde mir gesagt. Hä, was ist das denn. Aber gut, dann mal eben nachgefragt. Nein, es gibt noch keinen Prospekt. Frühestens im März gäbe es etwas. Warum der Wagen so schlechte Ladewerte bekommen würde haben wir gefragt. Antwort: Auf dem Markt müßte man so etwas nicht anbieten, weil andere Hersteller so etwas auch nicht hätten. Es wäre ein so kleiner Markt, da wäre auch eine optionale Möglichkeit viel zu kostspielig, das müßte man ja erst entwickeln.
Es soll angeblich ein Zoe-Aggregat drin stecken, und man müßte noch etwas entwickeln? Sorry, soviel Blödsinn auf einmal habe ich bisher noch nicht gehört. Wir vermuten im Übrigen, das es sich bei dem Fahrzeug auf der Messe um das aktuelle Modell handelt und eben nicht um den Nachfolger. Dann sollen sie es drauf schreiben, und es nicht unmöglich machen, in den Motorraum zu schauen und die Kundschaft verarschen.
Hat sich die Fahrt nach Brüssel also gelohnt? Naja, wenn man auf Geschichten von Münchhausen steht ganz sicher. Aber die Erkenntnisse am Opel-Stand und bei Smart waren auch ganz nett.
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